„Kalaschnikow der Lüfte“
Als im Herbst 1959 die Serienproduktion der neuen Abfangjäger begann, die bis in eine Höhe von etwa 18.000 Metern steigen konnten, stellte ein Prototyp zugleich einen Geschwindigkeitsrekord von beeindruckenden 2388 Kilometer pro Stunde auf: Die ursprüngliche Idee der sowjetischen Flugzeugbauer, eine leistungsfähige Maschine zu bauen, die gleichzeitig leicht zu handhaben ist, ging voll auf. Innerhalb von zwei Jahren legte sich jede Luftstreitkraft des Warschauer Pakts das Jagdflugzeug mit dem auffälligen Lufteinlaufkegel im Bug zu. Finnland, Jugoslawien, Ägypten, Indien, Indonesien, Irak und Kuba folgten. Die wendige und robuste MiG-21, die sogar von Wiesen aus starten können sollte, entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zum sowjetischen Exportschlager. „Kalaschnikow der Lüfte“ nannte man sie in Anlehnung an das legendäre Sturmgewehr russische Sturmgewehr AK-47.
Technisch unterlegen, wirtschaftlich überlegen
Um endlich detaillierte Kenntnisse über die omnipräsente MiG-21 zu erhalten, versuchte die CIA schließlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, eine Maschine zu beschaffen – in der DDR. Der in die Bundesrepublik geflüchtete Günther Laudahn (Podcast und Artikel) reiste 1966 im Auftrag des Geheimdienstes nach Ostberlin, wo er einen NVA-Kampfpiloten samt seiner MiG-21 zur Flucht in den westdeutschen Luftraum überreden sollte. Allerdings bekam die Stasi Wind von dem Plan. Laudahn wurde festgenommen, zu lebenslanger Haft verurteilt und später in den Westen abgeschoben.
Auch wenn es den Amerikanern in den nächsten Jahren doch gelang, einer der begehrten MiG-21 habhaft zu werden und ausgiebig in der Wüste Nevadas zu testen, ließ sich ihr weltweiter Siegeszug nicht mehr aufhalten. Die MiG-21 flog in den Lufträumen über dem Nordpolarmeer und den Savannen Südostafrikas. Ihr Erfolgsgeheimnis: Eine hohe Zuverlässigkeit, gepaart mit einer ebenso simplen wie leistungsfähigen aerodynamischen Auslegung. „Für viele Dritte-Welt-Staaten stellte die einfache und robuste Technik der MiG-21 das beherrschbare Maximum dar“, erklärt MiG-Spezialist Müller. In China rollte der Jäger mittlerweile in eigenen Produktionsstätten vom Band – die MiG-21 wurde Ende der sechziger Jahre endgültig zum fliegenden Global Player.
Daran änderte sich selbst dann nichts, als 1985 nach etwa 10.000 produzierten Maschinen die Serienfertigung des Kampfflugzeuges in der UdSSR endete. Rund 20 verschiedene Versionen des wendigen Düsenjägers waren im Einsatz: Als Ein- oder Zweisitzer, als Abfangjäger, Jagdbomber oder Aufklärer – mehrere Varianten der MiG-21 konnten sogar mit Kernwaffen bestückt werden. Zwar waren diese Maschinen den modernen westlichen Kampfjets wie F-15 oder F-16 technisch unterlegen – wirtschaftlich aber war die MiG-21 weiterhin ein Überflieger.
Auszug aus einem spannenden Artikel von Eines Tages: Ganzer Artikel von Eike Frenzel unter: „Eines Tages, Zeitgeschichten (1990), Spiegel Online“
Bilder, Technik der MiG-21:
Umfangreiche weitere Informationen zum Thema MiG-21 unter: www.mig-21.de