Ausgerechnet auf dem Gelände einer ehemaligen Rüstungsfabrik soll Russlands Aufstieg zur Sportwagen-Nation beginnen: Bei Moskau wird der Marussia gebaut, eine Kreuzung aus Lamborghini und Ferrari. Demnächst soll der rasende Russe sogar in der Formel 1 mitmischen.

Die Firma Marussia Motors hat die Werkshalle angemietet. Im Namen steckt „Russia“, und Jefim Ostrowski, einer der vier Investoren, möchte das durchaus als Programm verstanden wissen. „Wir wollen zeigen, dass das neue Russland nicht nur ein modernes Auto für den eigenen Markt schaffen kann, sondern eines für die ganze Welt“, sagt Ostrowski, 42, der sich selbst gern als „Architekt von Lebensart“ bezeichnet. Der russische Dandy trägt das Haar schulterlang und hat eine kleine goldene Brille auf der Nase.

In den Werkshallen fertigen 150 Mitarbeiter in weißen Overalls seinen neuen Flitzer: ein PS-starker Traum aus Aluminium, Karbon und extra-festem Stahl, der auch in der Luftfahrtindustrie verwendet wird. Sie bauen ein neues Auto für ein neues Russland: dynamisch wie das boomende Moskau und kraftvoll wie die Nation, die Premierminister Wladimir Putin zu neuer Größe führen will.

Russland gilt in Europa als aussichtsreichster Pkw-Wachstumsmarkt, allein im September stieg die Zahl der Neuzulassungen um 55 Prozent. Nach dem Vorbild von Japan und Südkorea will Putin eine schlagkräftige Kraftfahrzeugbranche formen: Bis 2020 sollen Russlands Autobauer ihre Jahresproduktion auf drei Millionen Pkw verdoppeln.

Ganzer Artikel von Von Benjamin Bidder, Moskau | SPIEGEL ONLINE