Einleitung:

Es gibt viele Bücher über das Sammeln alter Taschen- oder Armbanduhren bis hin zu mehreren Titeln über moderne Swatch Produkte.

Es ist schon ein Phänomen, dass viele Deutsche und andere Europäer seit Öffnung der osteuropäischen Grenzen ausgerechnet russische Uhren zu sammeln beginnen, obwohl es dazu keine Fachbücher gibt. Ein Grund dafür ist wohl, dass man bei dieser Sammelleidenschaft nicht besonders tief in die Tasche greifen muss. So ist es z. B. möglich, eine Uhr mit einem präzisen »Schweizer Werk« zu einem Preis von ca. 150 DM zu erstehen. Vor fünf Jahren hingegen lag der Einstiegspreis bei ca.·700 DM. Schon vor Jahren wäre es speziell der Schweizer Uhrenindustrie möglich gewesen, die in Russland hergestellten »Schweizer Uhrwerke« billiger anzubieten. Aus naheliegenden Gründen fand dies natürlich nicht statt, weshalb ein nennenswerter Export bislang nur in Länder der Dritten Welt gelang. Zwar war der heimische Markt in der UdSSR mit seiner Bevölkerung von ca. 300 Millionen Menschen bislang enorm aufnahmefähig, doch lag und liegt dort auch heute noch der Preis im Vergleich zu Ländern außerhalb Russlands unverhältnismäßig hoch. Eine einfache Rechnung macht es deutlich: Ende der 70er Jahre verdiente ein junger Diplomingenieur im Monat ca. 100-120 Rubel. Der Preis für die einfachste mechanische Armbanduhr lag bei 20-30 Rubel.

Selbst heute, nach Öffnung der Grenzen und bereits begonnener wirtschaftlicher Umstrukturierung, hat sich das Verhältnis praktisch ’nicht verschoben. So liegt z. B. der Ladenpreis für einen POLJOT-Chronographen in den baltischen Staaten derzeit bei ca. 50 DM. Das durchschnittliche Einkommen liegt bei ca. 150 DM im Monat (1992)! Der Ladenpreis für eine WOSTOK, Modell »Komandirskie« stand im April 1994 bei ca. 30 DM. Schon allein deshalb gibt es in Russland keine Sammler auf diesem Gebiet.

Reiche Leute in Russland lassen dieses Sammelgebiet ebenfalls außer acht – sie interessieren sich mehr für Geldgeschäfte z. B. in der Schweiz oder für Edelsteine…

Nur im Westen – und das ist das oben benannte Phänomen – gibt es eine ganze Menge von Spezialisten. Möglich wurde dies jedoch erst seit der Zeit Gorbatschovs. Welche Ursachen und Beweggründe spielen hier mit?

Neben dem günstigen Einstandspreis gilt das Interesse in erster Linie den schönen mechanischen Werken und den interessanten Zifferblättern, die als Zeitzeugen die ganze jüngere Geschichte der UdSSR und Russlands wiedergeben. Über die Propaganda zur Zeit Gorbatschovs, der Demokratieentwicklung bis zur Freiheit 1993, legen die Abbildungen auf den Zifferblättern der in der jeweiligen Zeit hergestellten Uhren Zeugnis ab.

Bei den Uhren aus den 60er und 70er Jahren finden wir sehr wenige Exemplare mit bildhaften Zifferblättern. Lediglich die Militäruhren wurden mit dem obligatorischen roten Stern geschmückt.

Erst seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre begannen die Russen, ihre Geschichte in Bild und Wort auf Uhren festzuhalten, sie vielleicht sogar zu feiern. Egal wie man es persönlich werten mag, in jedem Fall spürt man den Nationalstolz. die Heimat- und Geschichtsverbundenheit dieses Volkes heraus.

Heute steht schon fest, dass die Investition in eine Sammlung russischer Uhren auf absehbare Zeit großen Profit bringen wird. Sicherlich werden wir in fünf Jahren nicht mehr in der Lage sein, eine mechanische Uhr mit Weckfunktion für nur 100 DM oder gar für 50 DM zu kaufen.

In der jüngsten Zeit zeigte sich dieser Effekt bei den von Sammlern gesuchten Exemplaren mit der Aufschrift »Made in USSR«, deren Produktion unwiderruflich eingestellt wurde. Die Herkunftsbezeichnung »UdSSR« bezieht sich bis auf die Zeit Ende 1991, dann wird die Bezeichnung »Russia« verwendet. Zu beachten ist, daß trotzdem nach 1991 – wenn auch nur für kurze Zeit – die noch vorrätigen Zifferblätter mit der Aufschrift »UdSSR« weiterverwendet wurden. So erhielt man früher ohne weiteres eine »Komandirskie, UdSSR« für ca. 50 DM, heute liegt der Preis zwischen 100 und 150 DM und die Preise steigen weiter.

Mit diesem Buch möchte ich hilfreicher Begleiter und sachkundiger Berater Ihrer Sammlung werden. Sie werden keine langweilige Beschreibung von Präzisionsuhrwerken lesen, sondern eine kurze fachliche und geschichtliche Vorstellung nahezu aller erhältlichen Uhren vorfinden.

Besonderes Augenmerk habe ich auf die Erklärung der Abkürzungen und kyrillischen Aufschriften, die üblicherweise dem Westeuropäer verschlossen bleiben müssen, verwendet. Nichts ist ärgerlicher und uninteressanter, als eine Uhr zu besitzen und hierzu weder die geschichtlichen Hintergründe noch die Verwendung zu kennen. Ist es für Sie z. B. nicht interessant zu wissen, dass sich hinter den drei Buchstaben (KGB) das russische Innenministerium verbirgt?

An dieser Stelle bedanke ich mich bei meinen deutschen Freunden, die mir bei meiner Arbeit geholfen haben: Herrn Pfeiffer-Belli, Herrn und Frau Grimm, Herrn J. Schwer und allen anderen.

Juri Levenberg

Russische Armbanduhren und Taschenuhren, Stoppuhren, Borduhren, Marinechronometer, (Gebundene Ausgabe)

Herausgegeben von Christian Pfeiffer-Belli
Gebundene Ausgabe: 94 Seiten
Verlag: Callwey Georg D.W. GmbH; Auflage: N.-A. (Mai 1998)
© 1995 Verlag Georg D. W. Callwey GmbH & Co.

Band 1
ISBN-10: 3766711687
ISBN-13: 978-3766711687

Band 2
ISBN-10: 3766711733
ISBN-13: 978-3766711731


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